Mehr als ein Projekt – das La_Trottier Dance Collective

„In einer Company macht eine*r alles und es wird nicht diskutiert“. Die festen Hierarchien und der Ideenfluss von Oben nach Unten etablierter Companies stehen im Kontrast zur Arbeitsweise, die Éric Trottier mit seinem La_Trottier Dance Collective pflegt. „Kollektiv bedeutet bei mir vor allem ein Weg zu arbeiten. Das ist wichtig und deshalb heißt es [das La_Trottier Dance Collective] Kollektiv.“ Für Éric war es wichtiger, den Tänzerinnen und Tänzern selbst eine Möglichkeit zu geben sich kreativ einzubringen anstatt nur als Medium zur Ausführung einer Idee zu dienen. Das bestätigt auch Tänzerin Michelle Cheung, die seit 2013 Teil des Kollektivs ist. „Wir haben definitiv mehr künstlerische Mitsprache“, antwortet sie auf die Frage, was der Vorteil eines Kollektivs im Vergleich zu einer Company sei. „Und es gibt viel mehr Kollaboration.“

Foto: Fulbert Hauk

 Die Arbeit an einem neuen Stück ist dabei immer eine Reise von A nach B. Hat Éric eine Idee zu einem neuen Stück weiß er wo A liegt und wo B liegt, der Weg dahin ist jedoch Kollektivarbeit. Die Tänzer*innen improvisieren dann zum Thema und er sucht in der Improvisation nach Elementen, die passen und mit denen es sich lohnt weiterzuarbeiten. Diese Arbeitsweise bezieht sich nicht allein auf den Tanz, auch in der Dramaturgie und im Bühnen- und Kostümbild verfolgt das Kollektiv einen demokratischen Ansatz. Jede*r darf sich zu jedem Aspekt eines neuen Stückes äußern und eigene Gedanken und Ideen einbringen. Für Éric sind die Einflüsse jedes einzelnen Teammitglieds unglaublich wertvoll. Final entscheidet zwar er, welche Ansätze er davon verwenden möchte, doch durch die Teamarbeit entsteht am Ende ein Werk, das zwar deutlich die Handschrift des leitenden Choreografen trägt, jedoch ebenso die, der Mitwirkenden. Die Arbeit im Kollektiv ist also ein Geben und Nehmen und jede*r beeinflusst dabei jede*n. Tänzer Evandro Pedroni merkt an, dass sich durch die gemeinsame Arbeitsweise, die sich durch die Zeit im Kollektiv entwickelt, auch die eigenen Arbeiten der Tänzerinnen und Tänzer weiterentwickeln. 

Obwohl sowohl Michelle als auch Evandro eher zufällig Teil des Kollektivs wurden, ist es für beide zu weit mehr als nur einem Projekt geworden. „Es ist eine richtige Kollaboration. Nicht nur gebucht werden, das Projekt machen und dann weitergehen“, erzählt Evandro und fügt hinzu, dass das Kollektiv ihnen auch ein Gefühl von Sicherheit gebe. Denn obwohl alle freiberuflich mitarbeiten ist das Kollektiv eben mehr, als nur ein Projekt von vielen. „Für mich ist das der Ort an dem ich so viel gelernt habe“, sagt Michelle und versucht mit ihren Händen eine Menge darzustellen, die sich wohl nur schwer in Worte fassen lässt. „Schon eine Weile ist das wie ein Zuhause für mich, denn ich habe hier nicht nur berufliche Beziehungen aufbauen können, sondern auch persönliche.

Foto: Daniel Blattmann

Auf die Frage, was das Kollektiv für ihn persönlich bedeutet antwortet Éric: „Es ist mein Leben. Ich hasse es das zu sagen, weil es prätentiös klingt, aber ich kann nicht ohne. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, nicht mit Tänzer*innen zu arbeiten.“ Für die Zukunft des Kollektivs wünscht er sich längere Probenzeiten und mehr Möglichkeiten rauszukommen und Gastspiele außerhalb der Rhein-Neckar Region zu haben. Dies sei jedoch ein Prozess. Doch bei so viel Leidenschaft für den Tanz fällt es schwer sich vorzustellen, dass dem in Zukunft nicht so sein wird. Zu wünschen ist es dem La_Trottier Dance Collective in jedem Fall.



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