SynchronDer Dialog zwischen Klang und Bewegung


Synchron. Das sind elegante Turmspringerinnen, die selbst nach drei Schrauben und einem doppelten Salto noch innerhalb des Bruchteils einer Sekunde in perfekt gleichem Winkel im Wasser landen. Filme in englischer Originalsprache werden ins Deutsche synchronisiert. Smartphone und Laptop durchlaufen bei Zusammenschluss eine Synchronisation. Synchron bedeutet zeitgleich, gemeinsam, gleichlaufend. „Synchron“ ist auch der Titel der Mixed Media Performance, die es dieses Wochenende am 22. und 23. Februar um 20 Uhr im EinTanzHaus zu erleben gibt. Dabei geht es um das Zusammenspiel und den Dialog von Klang und Bewegung.  Ich habe mich dem künstlerischen Leiter Peter Hinz auf Espresso und Orangensaft getroffen und mit ihm ein bisschen über das Stück gesprochen:

Was ist die Idee hinter Synchron?
Peter: Die Idee zu Synchron kam, weil ich die Bekanntschaft von Michele Ciccimarra, einem der drei Percussionisten gemacht habe. Er spielt ein ganz seltenes Instrument namens Cupa Cupa aus Süditalien, das ich selbst gar nicht kannte. Das Instrument ist eigentlich aus der Tradition der süditalienischen Folklore. Man muss mit Wasser über die Sticks reiben, dadurch entstehen Schwingungen am Fell und das erzeugt dann einen Ton. Ich fand diese Bewegung beim Spielen sehr faszinierend. Dazu kommt meine Erfahrung als Percussionist und das Feedback, das ich von Leuten bekommen habe, die mir gesagt haben, dass ich meinen Körper beim Spielen spannend einsetze und viel Bewegung in meinem Spiel ist. Ich wollte dann diese Bewegung in den Vordergrund bringen und den Tanz erforschen, der sich hinter dem Rhythmus versteckt. 
Es gab also nicht die eine Inspiration?
Peter: Ja, es ging mir immer wieder durch den Kopf, dass Percussionisten dadurch, dass sie nichts in der Hand halten müssen sehr frei sind. Der Körper hat mehr Freiheit sich zu bewegen und das fand ich immer ziemlich faszinierend. Es entsteht eine größere Verbindung zur Bewegung und zum Tanz.


Um seine Idee zu verwirklichen scharte Peter Hinz eine Gruppe von Experten verschiedener künstlerischer Hintergründe um sich. Herausgekommen ist ein Stück mit drei Percussionisten, einem Klangsystem mit Surround-Effekt, großflächigen Visuals und fast einem halben Kilometer an verlegtem Kabel. 

Am Stück wirken Künstler verschiedenster Hintergründe mit. Wie bindest du die verschiedenen Einflüsse ein?
Peter: Da ich aus der Musik komme und ich mich beispielsweise im Visual Design nicht gut auskenne, ist das eher eine Vertrauenssache. Man wählt die Künstler aus und lässt ihnen freien Lauf, so dass irgendwie etwas Neues entstehen kann und dann entscheidet man, was passen könnte und was nicht. Es ist viel Intuition und Gefühl. Diese Form von Arbeit finde ich auch sehr interessant, es werden all die verschiedenen Kunstformen vereint um dadurch etwas Neues entstehen zu lassen.
Wie funktioniert das genau?
Ich versuche wirklich Experten ins Boot zu holen und dann intensiv mit ihnen zu arbeiten. Das ist viel Diskussion und Auseinandersetzung. Zum Beispiel haben wir für diese Produktion zwar die Probephase im EinTanzHaus gehabt, in der wir Sachen ausprobiert haben, trotzdem haben wir auch zuhause noch weiter gearbeitet und Sachen ausprobiert. Beispielsweise Instrumente gebaut und Projektionen auf die Wand geworfen. Wir haben auch eine Green Wall bei mir zuhause aufgebaut und ein Video aufgenommen. Also ein sehr interessanter Prozess, durch den man auch den Umgang mit neuen Werkzeugen lernt.


Dabei steht immer die Faszination des Zusammenspiels von Bewegung und Klang im Vordergrund, während das Visuelle helfen soll, beide Elemente zu verbinden. Ziel ist es dem Zuschauer und der Zuschauerin eine neue Dimension von Klang und Bewegung aufzuzeigen und ihn*sie dabei vergessen zu lassen, dass es sich um ein Konzert, beziehungsweise um eine Tanzperformance handelt. Da die Percussionisten Peter Hinz, Dominik Fürstenberg und Michele Ciccimarra alle einen Jazzhintergrund haben ist Improvisation ein wichtiges Ausdrucksmittel der Musiker. Dementsprechend gibt es Teile im Stück, die nicht auskomponiert sind und den Musikern freien Lauf lassen. Zwar hat die Performance einen festen Bogen, der immer gleich ist, jedoch gewinnt dadurch jede Aufführung an Einzigartigkeit. Das soll natürlich im Gedächtnis bleiben:

Was hoffst du, bleibt bei der Zuschauerin, dem Zuschauer hängen?
Peter: Spannende Frage. Nach einer Vorstellung kam ein Zuschauer zu mir und meinte, er empfand die Interaktion und die Verbindung zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit sehr vordergründig. Obwohl ausschließlich Männer auf der Bühne sind kam das wohl durch die Visual bei einem bestimmten Teil im Stück, ist die Silhouette einer Frau zu sehen. Mir war das gar nicht bewusst, aber nachdem ich das Video angeschaut habe, fand ich das auch sehr passend. Aber ich glaube eher, dass es vor allem das ist was ich mir dabei gedacht hatte: Die Fähigkeit der Musiker, ohne es wirklich  studiert zu haben, Tanz und Bewegung mit der Musik zu verbinden. Das glaube ich bleibt beim Publikum hängen, diese Fähigkeit des Percussionisten oder des Musikers die verschiedenen Elemente zu kombinieren.


Den Link zum Trailer gibt es hier.

Fotos: Christian Kleiner

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